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Freitag, 14. März 2014

Waione Ranch

glücklicherweise kommt gerade ein mit zwei älteren Pärchen besetzter Jeep vorbei. Einer ist Mechaniker - nach einem ergebnislosen Blick unter die Motorhaube versucht er, den Motor zu starten - es gelingt. Wer weiß, was die Ursache war. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass ein Pärchen hier eine Ranch hat. So lernen wir Lew und Julie kennen. Sie laden uns ein, bei ihnen zu wohnen - es stünde ein kleines Häuschen für uns bereit.



Die Anfahrtsbeschreibung, von Julie auf unser verdrecktes Auto gemalt, lässt schon eine gewisse Größe erkennen. ...dann kommt Ihr zu einem Schild, dort fängt unsere Farm an. Nach drei Kilometern biegt ihr links ab und einen Kilometer später kommt ihr zu einem kleinen weißen Haus. Das ist dann Eures - geht schon mal rein, wir sind heute abend wieder da. Wir lassen uns drauf ein. Das Haus liegt inmitten einer Kuhweide. Zusammen treiben wir erst mal eine ausgebüchste Kuh wieder hinein. Nun haben wir hier ein Wohnzimmer mit Veranda, zwei Schlafzimmer, ein Bad mit Wanne, eine Toilette und eine Küche nur für uns.



Lew kommt am Abend vorbei und bringt uns jede Menge frisches Gemüse, Würste und drei schöne Stücken Lammfleisch. Wir wissen gar nicht so recht, was uns geschieht.


Er führt uns zu einer riesigen Scheune, sein Platz. Drinnen findet man Unmengen an Werkzeug, eine umfangreiche Sammlung alter Motorsägen, alte Holzwerkzeuge, Nähmaschinen, Autokennzeichen aus aller Welt, Tierfelle, und und und. Das ist wie ein lebendes Museum hier. Integriert ist ein riesiger Indoorgrillplatz. Es gibt eine niedliche Schlafecke mit alten Büchern und alten Teddybären. Schaut Euch mal die Fotos an.






Die beiden haben auf 2000 Hektar 2500 Schafe und 700 Kühe. Lew ist 71. Die beiden haben die Farm vor 10 Jahren gekauft um sich zu vergrößern. Der hat tatsächlich mit 60 eine größere Farm gekauft.


Wir kommen uns etwas überbeschenkt vor und bieten unsere Hilfe an. Wir fällen gemeinsam einen riesigen Baum. Ich schätze mal drei Männer hätte man gebraucht, um den zu umfassen. Lew sägt ihn an und stubst ihn mit dem Trekker um. Nach und nach machen wir Feuerholz draus. Das Holz wird auf Trailer verladen, die wir mit zwei Quads atemberaubende Hügel hinunter fahren, um es in Schober zu verladen. Abends leihen wir uns das Quad aus und machen Ausflüge in der hügeligen Gegend.



links das Haus von Lew, mitte unser Haus, rechts der Schuppen


Lew baut allerlei Gemüse an und wir bekommen täglich frisches Essen. Es gibt süße Pflaumen und wir ernten nach Lust reife Pfirsiche.

Eines Tages leiht Lew mir seine Angel. Es ist schwer Köder zu finden, da es momentan sehr trocken ist. Julie präsentiert mir stolz eine 5 cm grosse ca. 1 cm dicke eklig fette weiße Made mit einem schwarzen Gesicht. Ich will meinen Ekel nicht zeigen und überlege, wie ich drumherumkomme das Vieh in die Hand nehmen zu müssen, schließlich hält sie es mir ja hin. Kurz bevor ich zugreife sagt sie, dass sie die Made in den Fußraum des Quads wirft und ich sie mir morgen zum Angeln wegnehmen kann. Puhhh
Flora entdeckt die Made und spielt mit ihr einen halben Tag lang. Die Made heißt abends bereits auch Flora und bekommt Blätter zum Fressen. Am nächsten Tag machen wir uns zum Fluss auf. Ich darf die Floramade natürlich nicht als Köder nehmen, sie möchte schließlich leben und mache mich auf eine lange Suche nach Köder. Wir angeln von einer alten Brücke aus und sehen wie ein Riesenfisch anbeißt. Ich versuch, den gleich rauszuziehen und krach, da zerknallt die Angel und der Fisch ist weg. Wir sind alle enttäuscht. Lew erklärt mir, dass ich die Bremse  nicht richtig eingestellt habe. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es sowas gibt. Ich dachte, die Rolle ist lediglich da, um die Sehne aufzurollen. Schön blöd. Am nächsten Tag kaufen wir eine Kinderangel für 6 EUR und ersetzen Lews Angel für schmerzhafte 36 EUR. Mit Floras Angel und sanft eingestellter Bremse fischen wir eine schöne große Regenbogenforelle. Hier schaut mal. Mhhm, war die lecker. Lew behandelt mich seit dem Fischfang mit mehr Aufmerksamkeit. Bald finde ich heraus warum das so ist. Eines Tages kommt Besuch und Lew erzählt von meinem Fang. Er sagt ich sei damit zum Mann geworden :-)




Lew schießt am Abend unserer Abreise einen Hirsch, einen 14 Ender. Früh um 6 weckt er mich und wir fahren mit dem Quad nahe der Abschussstelle. Dann ist es noch ein Kilometer zu laufen. Der Hirsch liegt an einem Wasserlauf bereits aufgebrochen. Die Innereien türmen sich am Wasser. Wir hängen das Vorderteil an einen Baum und Lew schlachtet das Tier. Ein Aal schnappt sich ein Stück und dreht sich wie wild um einen Bissen rauszubekommen. Die werden hier armdick - pfui deibel. Zusammen tragen wir das Fleisch und das Geweih zu den Quads und bringen die Beute nach Hause. Rotwild schiessen wird von der Regierung gern gesehen. Es gibt dafür sogar eine Abschussprämie, da die Tiere hier keine natürlichen Feinde haben.



Es ist Zeit, die Landidylle zu verlassen. Jedenfalls könnte man hier  ein ganzes Jahr bleiben. Es ist herrlich ruhig und so natürlich. Es gibt tolle Arbeit. Jeder hier geht Jagen, es gibt viele Wildschweine, Rehe und Hasen. Wir aber haben zu wenig Zeit.

Während unseres Farmaufenthaltes haben wir die Geysire und Schwefelquellen von Rotorua besucht und einer Maorizeremonie beigewohnt. Am See Taupo bestaunten wir die gefährlichsten Stromschnellen, die ich je gesehen habe. Vom See her beginnt der Waikatofluss seinen 425km langen Weg Richtung Meer. Er hat sich einen 15 m breiten und 10 m tiefen Weg durch hartes Gestein geschaffen. Die azurblauen Stromschnellen sind tödlich. Sie münden in die Huka Falls. Dort saust das Wasser mehrere Meter hinab in ein schäumend weißes Becken. 40m³ gehen hier in der Sekunde durch.



Flora nennt sich ja jetzt einen großen Schaafscheerer. Da kommt es gelegen, das wir in der Nähe der Schafschererhauptstadt der Welt "Te Kuiti" wohnen.



Wir schauen abends die 'Unendliche Geschichte' an. Da gibt es eine riesige Schildkröte, die Schnupfen hat und den Held, der auf einen Baum geklettert ist, um sich mit der Kröte zu unterhalten, bei jedem Nieser vom Baum bläst. Flora schaute sich das zwei Mal an und immer, wenn die Kröte wieder kurz vorm Niesen stand, sprang sie schnell hinter den Bildschirm. Verwundert fragen wir sie, was das soll. Sie hat Angst weggeniest zu werden und wir sollen ihr Bescheid geben, wenn die Luft wieder rein ist.
Flora gefällt es sehr auf dem Lande. Sie möchte nicht weiterfahren. Die vielen Tiere und die Freiheit des weiten Landes gefallen ihr sehr. Es macht Spaß, ihr bei der Erkundung der Umgebung zuzusehen.

Als sie einmal völlig unverständlich vor sich hin plappert, fragen wir sie, ob sie Maori spricht. Da antwortet sie ganz entsetzt: 'Ich bin keine Maccaroni!'

3 Kommentare:

  1. Sollen wir hier schon für Euch nach einer Ranch7einem Bauernhof Ausschau halten??? Eine Wohnung mitten in der Zivilisation mit einer Menge Nachbarn wird wohl nicht mehr reichen, oder?? Und ein armdicker Aal ist nicht iiihhhh, das ist Anglerglück :-) wünsch Euch noch viel Spaß ..Gruß Jörg

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  2. Hallo Ihr, freut mich, dass Ihr so viele schöne Erlebnisse habt. Saugt alles so richtig auf und geniest die Zeit. Viele Grüße von "Arbeit", Manne

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  3. ReneUlliSvenjaMerle24. März 2014 um 12:25

    Hallo ihr Drei am Ende der Welt. Eure Auszeit verfolgen wir noch zu viert schon von Anfang an und seit eben auch nicht mehr anonym :-)

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